Vom 09.09 – 16.09.2023 richten die Bundeswehr und die Stadt Düsseldorf in und um die Merkur-Spiel-Arena die 6. Invictus Games aus. Bei dem internationalen Sportevent werden etwa 500 verletzte und erkrankte Soldat*innen aus aller Welt im sportlichen Wettkampf gegeneinander antreten.
Das Wort "Invictus" stammt aus dem Lateinischen und bedeutet unbesiegt. Auf diesen Namen kam (der ehemalige Prinz) Harry, Duke of Sussex, der das Projekt 2014 ins Leben rief. "Invictus" soll auch ein Sinnbild sein für den ungebrochenen Willen sich wieder ins Leben zurück zu kämpfen.
Bei Afghanistaneinsätzen in den Jahren 2007/2008 hatte Harry zahlreiche schwer verletzte und traumatisierte Soldaten gesehen. Er beschloss, inspiriert durch die amerikanischen Warrior Games eine Initiative zu starten, um den Militärangehörigen in der Öffentlichkeit eine größere Wahrnehmung und Anerkennung zu verschaffen und deren Rehabilitation mit den Mitteln des Sports zu fördern.
Die Invictus Games wollen aktiven wie ehemaligen Soldat*innen, die im Dienst körperliche und seelische Verwundungen erlitten haben eine Hilfe bei der Rückkehr ins gesellschaftliche Leben sein. Das ist Rehabilitation im besten Sinne und steht in der Tradition der Entwicklung des Behindertensports in Deutschland.
Bereits während und nach dem 1. Weltkrieg wurden versucht Kriegsversehrte mit gezielten gymnastischen und turnerischen Übungen wieder körperlich soweit zur rehabilitieren, dass diese wieder dienst- oder arbeitsfähig wurden. Nach dem 2. Weltkrieg, mit der Entwicklung des Versehrtensports hin zum modernen Behindertensport, erkannte man, dass es nicht ausreicht, nur die körperlichen Aspekte in der Rehabilitation zu beachten. Genauso wichtig sind die psychischen und sozialen Aspekte in der Rehabilitation. Diese Ganzheitlichkeit ist z.B. in der Behandlung Posttraumatischer Belastungsstörungen (PTBS), die bei Bundeswehrangehörigen häufig nach Kampfeinsätzen beobachtet werden, nicht wegzudenken. Dabei werden nicht nur die Soldatinnen und Soldaten behandelt, sondern auch die Familien und das soziale Umfeld mit einbezogen. PTBS betrifft natürlich nicht nur Militärangehörige. Auch zivile Helfer sind betroffen etwa nach Unfällen oder Naturkatastrophen.
Gemeinsamer Sport im Training und im Wettkampf, gemeinsame Aktivität mit Angehörigen, Freunden, Fans und anderen interessierten Menschen, das Erleben von Unterstützung und Anerkennung sind Bausteine in der Behandlung einer PTBS. Und das ist genau das, was Harry vorschwebte, als er die Invictus Games ins Leben rief und was auch mit der Veranstaltung in Düsseldorf erreicht werden soll.
Der Behindertensportverband Nordrhein-Westfalen e.V. (BRSNW) unterstützt die Idee der Invictus Games und begrüßt die Vergabe der Spiele nach Düsseldorf.
Die Rehabilitation und das Schaffen von Angeboten, die allen Menschen mit oder mit einer drohenden Behinderung das freudvolle Sporttreiben ermöglichen, hat im BRSNW eine fast 70jährige Tradition. Durch die Vielzahl der im Verband praktizierten Sportarten verfügen wir über eine breit gefächerte Fachkompetenz. Wir freuen uns darauf, diese in die Invictus Games 2023 einbringen zu können, um optimale Rahmenbedingungen für die Durchführung der Wettkämpfe zu schaffen. Darüber hinaus sehen wir in der achttägigen Veranstaltung die Chance, Menschen darauf aufmerksam zu machen, was trotz einer Behinderung im Sport möglich ist. Im Portfolio der Sportarten des BRSNW findet sich für jeden etwas, was er/sie gerne ausprobieren und dann vielleicht sogar längerfristig ausüben möchte. Diese Langfristigkeit ist der Schlüssel zum Erfolg für Rehabilitation durch Sport. Dabei darf ein wichtiger Punkt nicht außer Acht gelassen werden: Der Spaß am Sport in der (Vereins-)Gruppe oder auch mit Angehörigen und Freunden. Denn nur wer gerne und mit Freude Sport treibt, bleibt auch langfristig "aktiv dabei".
Die Invictus Games sind keine Veranstaltung von reiselustigen Soldat*innen, die wie ein Wanderzirkus durch die Welt tingeln. Sie verfolgen das Ziel die Folgen körperlicher oder seelischer Verletzungen zu lindern und wollen aufzeigen, dass dabei Freunde und Familienangehörige aber auch Fans und Zuschauer, die die Sportler*innen unterstützen, eine wichtige Rolle spielen.
Der therapeutische Nutzen des Sports bei seelischen Erkrankungen ist seit langem bekannt. Er spielt in der Prävention, für die Genesung und eine erfolgreiche Rehabilitation eine nicht zu unterschätzende Rolle. Nicht nur bezogen auf eine PTBS, sondern auch bei den immer häufiger auftretenden psychischen Erkrankungen. Nicht nur bei Erwachsenen und Jugendlichen sondern auch bei Kindern. Pandemiebedingt werden wir uns künftig noch intensiver mit diesem Thema beschäftigen, und die Sportangebote für die betroffenen Menschen ausweiten müssen.
Im Jahr 2014 fanden die ersten Invictus-Games in Sportstätten der Olympischen und Paralympischen Spiele 2012 in London statt. Etwa 400 Sportler*innen bestritten Wettkämpfe in den Sportarten:
Die Teilnehmenden erhielten Medaillen und Urkunden, auf einen offiziellen Medaillenspiegel wurde jedoch verzichtet. Weitere Austragungsorte waren bisher:
2016 Orlando (USA)
2017 Toronto (Kanada)
2018 Sydney (Australien)
Die Teilnehmerzahl und die der teilnehmenden Nationen sind dabei kontinuierlich gewachsen. 2018 nahmen ca. 500 Sportler*innen aus folgenden Nationen teil:
Afghanistan , Australien, Dänemark, Deutschland, Estland, Frankreich, Georgien, Irak, Italien, Jordanien, Kanada, Niederlande, Neuseeland, Polen, Rumänien, Ukraine, Vereinigtes Königreich, Vereinigte Staaten.
Die für 2020 in Den Haag (Niederlande) geplante Veranstaltung wurde pandemiebedingt auf 16.-.22.04.2022 verschoben. Dadurch verschob sich auch der Austragungstermin für Düsseldorf auf das Jahr 2023.
Unter dem Motto "A HOME FOR RESPECT" werden vom 09.09 – 16.09.2023 in Düsseldorf die 6. Invictus Games stattfinden. Austragungsort ist der „Invictus Games Park“ mit der MERKUR SPIEL-ARENA. Diese bietet reichlich Platz und wird Schauplatz der offiziellen Zeremonien und zahlreicher Wettbewerbe sein. Auch die Umgebung der Arena, etwa das Rhein-Bad, wird mit einbezogen. Hier finden Besucherinnen und Besucher alles, was zu einem internationalen Sportevent gehört, von kulturellen Events über offene Sportangebote bis hin zu gastronomischen Angeboten. Ein guter Platz für ein intensives Sporterlebnis und gemeinsame Interaktion und Kommunikation.
Zu dem von der Bundeswehr in Zusammenarbeit mit der Stadt Düsseldorf veranstaltete Sportfestival werden rund 500 Wettkämpferinnen und Wettkämpfer aus über 20 Ländern erwartet. Begleitet werden die Aktiven von einem Tross von etwa 1000 Freunden und Familienangehörigen. Das ehrgeizige Ziel ist es, 100.000 Zuschauer in die Sportstätten im Norden Düsseldorfs zu holen.
Quellen: