Sport für Menschen mit Demenz: Workshop zur Förderung der Resilienz durch starke Inhalte für Körper, Geist und Seele

Am Samstag, 27. August 2022 stand vor allem Sportpraxis auf dem Plan.
Beim diesjährigen Workshop des BRSNW zu SPORT FÜR MENSCHEN MIT DEMENZ kamen 43 Teilnehmer*innen in die Jugendherberge Duisburg Sportpark. Ihr Motto hieß: Sich austauschen, bewegen und stärken – Formen der Resilienz.

Der persönliche Austausch über gelingende Angebote für Menschen mit Demenz war Schwerpunkt des Workshops unter der Leitung von Dr. Georg Schick, BRSNW und unter Mitwirkung aller Teilnehmenden. Gelegenheit dazu bot die Arbeit in Kleingruppen wie auch die Pausengestaltung mit Plauder-Picknick und Klön-Kaffee. Die Leitfragen waren: Was kommt gut an? Welche Inhalte – wie gestaltet? Welche Rahmenbedingungen helfen dabei, den Erfolg zu sichern? Und vor allem: Was tut der Seele gut? Beim gemeinsamen Diskutieren sowie Üben von Praxisbeispielen wurden Anregungen gegeben und Erfahrungen ausgetauscht.

Was stark macht

In seinem Impulsvortrag umriss Schick die Ergebnisse aktueller Fachbeiträge. Die Konzepte der Salutogenese und Resilienz sind hier wegweisend und in den medizinischen Leitlinien angekommen. Diese empfehlen: Den ganzen Menschen mit Demenz behandeln und versorgen! Das bedeutet, die körperliche, geistige sowie psychosoziale Gesundheit zu fördern. Körperliche Aktivität gilt dabei als wirkungsvolles, sicheres und nebenwirkungsarmes Mittel. Es konnten umfassende Effekte nachgewiesen werden; doch von besonderer Bedeutung für die Lebensqualität der Betroffenen ist die Förderung der psychosozialen Gesundheit. Ein integratives Sportkonzept für Menschen mit Demenz setzt gerade dort an.

Was gut gelingt

Eine bunte Vielfalt an Inhalten und Methoden ist nicht nur möglich, sondern auch erforderlich, damit ein Angebot für Menschen mit Demenz Erfolg zeigt. Rhythmus gebende Hilfen, Klatschen, Singen, Musik und Tanz spielen dabei eine zentrale Rolle. Auch Bewegungsspiele und Entspannungsübungen können einen hohen Aufforderungscharakter haben. Es geht darum, die Betroffenen in Bewegung und in Kontakt zu bringen. Dabei kommt es vor allem darauf an, WIE die Inhalte angeboten werden. Rituale, Reime, Lieder, Bewegungsgeschichten, Alltagsmaterialien und Sportgeräte sind gut geeignet, um Menschen mit Demenz das Erleben von Bewegungsfreude in der Gruppe zu erleichtern.

Was der Seele gut tut

Sturzprävention gibt Sicherheit und reduziert Stress. Im Workshop zeigte Schick, wie das auch spielerisch gelingt und Spaß bringt. Mehr spielerische Inhalte demonstrierte Bruno Kaulen, der einfache Motivationshilfen ohne kognitive Barrieren einsetzt. Mit selbst gebastelten Sportgeräten ermöglicht er das Erlebnis synchroner Bewegungen in der Gruppe. Einen ähnlichen Effekt haben Gesang und Tanz. So zeigte Ingeline Jantsch, wie leicht man sich beim Wanderlied im Gleichschritt pantomimisch bewegt. Auch Dr. Sybille Schreckling setzt Musik ein, um Menschen mit Demenz zum Mittanzen und zu mimisch-gestischem Ausdruck anzuregen: Ob Kreistanz, Polka oder Pop – es wirkt. Bei Angelika Wolff steht Mitmach-Reggae hoch im Kurs, während Angelika Twardawa mit Sprechgesang marschiert. Zur Körperwahrnehmung und Entspannung setzt Schick besonders auf Atemübungen, die Kontakt zu sich selbst und zu anderen schaffen.

Ihre Ideen für die Sportpraxis sind in der Workshop-Dokumentation nachzulesen, die nun zum Download bereitsteht auf
https://www.brsnw.de/vereinsberatung/projekte/demenz/lernangebote

Auf den Projektseiten zu SPORT FÜR MENSCHEN MIT DEMENZ sind außerdem weitere Materialien abrufbar – darunter eine Handlungshilfe für Sportvereine und ihre Partner. Im dreijährigen Projektzeitraum von 2014 bis 2016 konnte Qualifizierungsarbeit geleistet, Angebotsentwicklung erprobt und in gemeinsamen Strukturen etabliert werden: durch den organisierten Sport zusammen mit Pflege, Betreuung und Demenzberatung. Die Projektergebnisse stehen weiterhin zum Download zur Verfügung auf https://www.brsnw.de/demenz