Kolumne "Geistreich": Sportlich! Oder?

Hier erzählt unser (Un-)Ruheständler Andreas Geist über seine Eindrücke aus dem Leben eines Rentners.

© BRSNW

Was verbinden Sie mit dem Begriff Sport? Sicherlich fallen Ihnen zuerst eine Menge verschiedener Sportarten ein, vorzugsweise die, die regelmäßig in der Sportschau zu sehen sind. Im Sommer wie im Winter. Dann vielleicht die, die olympisch sind oder paralympisch. Da kommt schon eine Menge zusammen. Was aber macht eine Aktivität zu einem Sport?

Ich gebe zu, wenn mich jemand bitten würde, eine allgemein gültige Definition des Sportbegriffes zu geben, müsste ich passen. Obwohl ich meine Brötchen im Berufsfeld "Sport" verdient habe, müsste ich an der Stelle mit den Schultern zucken. Aber da bin ich sicher nicht der Einzige.
Keine Angst! Ich habe nicht vor Sie hier mit theoretischen Abhandlungen zu langweilen und verschiedene Definitionen miteinander zu vergleichen. Dennoch habe ich mal geschaut, was aktuell so geschrieben wird. Schließlich hat sich die Sportlandschaft seit meinen Studienzeiten ziemlich verändert. So ist Darts, das in meiner Jugend nur in verrauchten Kneipen gespielt wurde, seit dem Jahr 2010 mit einem eigenen Verband im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) vertreten.
Oder aber E-Sport. Die Politik will diese Computerspiele fördern und als Sport anerkannt sehen. Der DOSB ist dagegen und lehnt es ab, das Spielen am Computer als Sport anzuerkennen. Hierfür würden einige grundlegende Eigenschaften fehlen ist die Begründung. Eine charakteristische motorische Aktivität, ethische Werte wie etwa Fairplay, Chancengleichheit usw.. Ganz sicher kann man darüber trefflich diskutieren, wobei ich persönlich mich der Argumentation des DOSB anschließen würde.

Aber da kann ja jeder seine eigene Meinung haben und vor allem das tun, was ihm Spaß macht.
So haben viele Gesellschaften ihre eigenen, zum Teil exotischen Sportarten hervorgebracht. So lieben die Schotten das Baumstammwerfen, die Schweizer das Hornussen und die Ostfriesen das Boßeln.
Egal ob Mannschaftssport oder Einzelleistung: Nach einem Wettkampf sollte man stolz sein können auf das, was man geleistet hat. Auch wenn man nicht gewonnen hat, aber sein Bestes gegeben hat. Dann wird halt analysiert, was beim nächsten Mal besser werden muss und das setzt man dann nach Möglichkeit um.

Auch die Amerikaner haben so ihre Vorlieben bei verschiedenen Sportarten. Baseball, Football, Basketball usw. Seit den 70er Jahren gibt es dort auch als Sport bezeichnete Wettbewerbe im Wettessen! Wer schlingt die meisten Hot-Dogs in 10 Minuten runter ohne sich zu übergeben? So ein Wettbewerb fand kürzlich in New York statt. Wegen der Pandemie ohne Zuschauer, dafür live im Fernsehen. Der Champion Joey Chestnut - Spitzname 'Jaws' (*) -  brach seinen eigenen Rekord von 2018. Ganze 75 (!) Hotdogs verputzt er in zehn Minuten. Alle 8 Sekunden eins. Damit steht er an der Spitze der Rangliste, die die Major League Eating, eine Organisation für 'Esssportler', führt. Da kann man stolz drauf sein - oder?
Aber ich will nicht den Moralapostel spielen. Auch bei uns gibt es solche bekloppten Wettbewerbe, z.B. im scharf Essen. Freilich gelten die dann nicht als Sport. Und wenn man Wettessen als Verschwendung von Lebensmitteln anprangern will, dann muss man mal schauen, was bei uns alles weggeworfen wird oder schon auf den Feldern untergepflügt wird, um die Marktpreise stabil zu halten.

 

Schreiben macht hungrig. Jetzt brauche ich einen kleinen Imbiss.
Wie wäre es mit einem  -  Apfel? Der liegt beim Sport nicht so schwer im Magen!

 

Herzlich grüßt

 

Andreas Geist

(*) Jaws = engl. für Kiefer - aber auch der Originaltitel des Films "Der weiße Hai" von Steven Spielberg im Jahr 1975. Der Monsterfisch schaffte allerdings keine 75 Schwimmer, nicht einmal in den zwei Stunden des Films...