Kolumne "Geistreich": Dinge, die die Welt (nicht) braucht

Hier erzählt unser (Un-)Ruheständler Andreas Geist über seine Eindrücke aus dem Leben eines Rentners.

Andreas Geist© BRSNW

Dinge, die die Welt (nicht) braucht

 

In den vergangenen Wochen und Monaten habe ich mich soweit wie möglich aus dem öffentlichen Leben rausgehalten. Denn meine Ärztin sagt, dass ich zur Risikogruppe gehöre und eine Infektion mit dem Virus unbedingt vermeiden soll. Also habe ich nur mit wenigen, ausgewählten Menschen Kontakt gehabt und mich mehr mit Dingen daheim beschäftigt. Wie etwa Frühjahrsputz, worüber ich an dieser Stelle ja schon berichtet habe.
Natürlich habe ich auch mehr gelesen und das Internet genutzt. Es ist für mich immer wieder faszinierend, welche Möglichkeiten die Digitalisierung eröffnet. Viele Menschen haben im Homeoffice gearbeitet und die Büroarbeit von daheim über die Internet und Telefonleitung erledigt. Das hat eine ganze Reihe von Vorteilen. Keine Infektionsgefahr, man spart Zeit und kann länger schlafen, da das Pendeln zur Arbeit entfällt. Und im Stau stehen ist auch passé, das ist gut für die Nerven. Sitzungen können online in Videokonferenzen erledigt werden, was wiederum Reisekosten spart und die Umwelt entlastet. Auch unser Verband hat sich diese Möglichkeiten zu Nutze gemacht und Sitzungen, Seminare usw. auf diesem Weg abgehalten. Fantastisch, was alles geht, wenn man ein leistungsfähiges Netz hat.

Auch im Privaten habe ich diese Form der Kommunikation genutzt. Eine Segelschwester hatte die Idee ein regelmäßiges digitales Treffen zu organisieren. Sie verschickt einen Link, den man zur ausgemachten Zeit nur anklickt und schon kann der gemütliche Plausch starten. Eine prima Möglichkeit um in Kontakt zu bleiben, wenn persönliche Treffen oder gemeinsames Segeln nicht machbar sind. Ich bin sicher, dass diese Form von Arbeiten und Kontaktpflege über das Netz ein fester und nützlicher Bestandteil unserer Zukunft sein wird.
Natürlich kann das auf Dauer nicht den gemeinsamen Segeltörn ersetzen. Gemeinsamer Sport hat ja noch viele andere Dimensionen.

(Anmerkung: Daher kann es aus meiner Sicht auch keinen Rehasport auf digitalem Weg geben. Die ganzheitliche Ausrichtung, das Gruppenerlebnis und die individuelle Anleitung und Korrektur in der Sportstunde sind aus meiner Sicht unverzichtbar).

 

Wie bereits gesagt, faszinieren mich manche Anwendungen und Entwicklungen der Digitalisierung, bei anderen stehen mir die restlichen Haare zu Berge, weil ich sicher bin, dass die Welt das nicht braucht. Da hat ein indischer Hersteller eine sprechende Yogamatte entwickelt, die die korrekte Übungsausführung über eingebaute Sensoren prüft. Oder Lebensmittel aus dem 3D-Drucker. Da wurde aus Mehlwürmern und Gewürzen eine Paste hergestellt, aus der dann ein Hase gedruckt wurde. Brrrr...

 

In dem Netzwelt-Newsletter "Startmenü" des ‚Spiegel‘ vom 14. April habe ich gelesen, dass amerikanische Forscher derzeit an einem digitalen Klo arbeiten. Das soll helfen den Gesundheitszustand eines Menschen über einen längeren Zeitraum zu verfolgen.

Die Toilette verfügt über jede Menge Sensoren und sogar eine Kamera. Wie früher mit Teststreifen werden die Ausscheidungen automatisch analysiert und die Messwerte in eine Datencloud übertragen.
Das Problem, dass auch die häusliche Toilette von verschiedenen Personen benutzt wird, haben die Forscher auch schon gelöst. Die Kamera scannt den Darmausgang des Benutzers und wie bei einem Irisscanner oder Fingerabdruck wird der Nutzer darüber identifiziert. Wie die Toilette mit Stehpinklern verfährt und ob automatische Schwangerschaftstests durchführbar sind, konnte ich nicht herausfinden.

Ob die Welt das wirklich braucht? Zumindest eine Verwendung fällt mir dazu spontan ein. Man könnte falsche Hasen aus Mehlwurmpaste darin runterspülen.

 

Herzlich grüßt

Andreas Geist