Vom Ski-Treff in Winterberg zur Para Ski-WM

Es war ein besonderes Debüt für den paralympischen Wintersport in Nordrhein-Westfalen: Dank Alexander Rauen konnte erstmals ein Teilnehmer des Ski-Treffs in Winterberg bei einer internationalen Meisterschaft starten – das große Ziel wartet 2026 mit den Paralympics in Cortina d’Ampezzo.

© Tom Weller / DBS

„Meine Eltern haben das nie erfahren, ich habe ihnen erzählt, ich würde eine Prüfung an der Uni schreiben“, erinnert sich Alexander Rauen an seine Anfänge 2022 im alpinen Para Skisport und lacht. Tatsächlich aber packte der heute 23-Jährige damals seine Tasche und fuhr nach Winterberg zum Ski-Treff.

Schon zuvor hatte Rauen, der aus Salmrohr in Rheinland-Pfalz kommt und damals in Bonn Mathematik studierte, mit Nachwuchs-Bundestrainerin Maike Hujara Kontakt aufgenommen, weil er Lust hatte, mal wieder Ski zu fahren, nachdem infolge seiner Erbkrankheit Morbus Stargardt die Sehkraft immer mehr abgenommen hatte.

In Winterberg traf Rauen dann auf „einen Haufen Skitrainer für die verschiedenen Behinderungsarten, die einem viel erklärt haben, es war echt cool zu lernen am Anfang“. Und auch die Nachwuchs-Bundestrainerin war da, die ihn dann flugs vom Ski-Treff mitnahm und ihn am nächsten Tag direkt beim Nachwuchskader mittrainieren ließ.

Schon früh war Rauen beim Familien-Skiurlaub immer seinem Vater hinterhergefahren, jetzt wollte er das Ganze professioneller angehen und zog auch direkt nach Innsbruck um, wo er mittlerweile Wirtschaftswissenschaften studiert und einen deutlich kürzeren Weg in die Skigebiete hat. Nun fährt Guide Jeremias Wilke, der in Langenfeld geboren ist und für die SG Ennepetal startet, vor Rauen – mit Erfolg: Im Weltcup schafften es beide schon aufs Podest, bei der Universiade in Turin holten sie Anfang 2025 Silber im Super G und im Riesenslalom.

Dass es jüngst bei der Weltmeisterschaft im slowenischen Maribor nur zu zwei neunten Plätzen im Slalom und Riesenslalom reichte – die anderen drei Disziplinen wurden aufgrund von Schneemangel abgesagt – stimmte Rauen nicht zufrieden: „Im Riesenslalom passt das, im Slalom hätte gerne mehr gehen dürfen, aber ich hatte einen Riesenfehler im ersten Lauf, das hat es mir leider versaut.“

Das Ziel bleibt dennoch: 2026 bei den Winterspielen in Cortina d’Ampezzo zu starten – und irgendwann eine Paralympics-Medaille zu gewinnen. „Dafür mache ich das Ganze“, sagt Rauen, bremst aber auch die Erwartungen: „2022 war ich erstmals bei den Schneesport-Tagen in Winterberg, jetzt drei Jahre später bei der Para Ski-WM. Ich habe eher aus Spaß angefangen, herauszufinden, wie weit es gehen kann. Dass ich jetzt nächstes Jahr hoffentlich bei den Paralympics bin, das hätte ich vor drei Jahren noch nicht gedacht.“

Auch aufgrund seiner eigenen positiven Erfahrung kann er den Ski-Treff des Behinderten- und Rehabilitationssportverbands NRW, der von November bis März in Winterberg und ansonsten einmal monatlich – nächstes Mal am 12. April – in der Skihalle Neuss stattfindet, vollumfänglich weiterempfehlen: „Es ist egal, wie gut man ist, da sind Trainer, die einem alles erklären: Wenn man zum ersten Mal Ski fahren will, machen die das, wenn man schon zehn Mal gefahren ist und weiter lernen will, machen die das auch. Das ist ein echt gutes Angebot. Also kommt gerne auch vorbei!“, sagt Rauen und verrät seine ganz persönliche Motivation: „Ski fahren macht sehr, sehr viel Spaß.“

Ihr wollt auch Ski fahren?

Der Ski-Treff richtet sich an alle interessierten Menschen mit Behinderungen und ihre Eltern, Partner*innen oder sonstige Bezugspersonen.
Bei jedem Ski-Treff ist ein erstmaliger Einstieg in diesen Skisport möglich. Die Teilnehmenden werden individuell durch das Team begleitet, sodass an möglicherweise vorhandene Vorkenntnisse angeknüpft werden kann.

Ansprechpartnerinnen: Christina Renneberg & Franziska Trippe

E-Mail: info@ski-treff.de

Termine Skihalle Neuss: 12.04.25, 11.05.25, 15.06.25, 17.08.25, 20.09.25, 12.10.25

Text: Nico Feißt