Talentscout im BRSNW: Auf Schatzsuche

Seit einem Monat ist Lina Neumair Talentscout beim Behinderten- und Rehabilitationssportverband Nordrhein-Westfalen e.V (BRSNW). Sie wird gefördert von der Sportstiftung NRW. Ihr Auftrag: Kindern, Jugendlichen und Quereinsteigern die vielfältigen Möglichkeiten im Behindertensport aufzeigen und Talente entdecken.

Wenn es losgeht, entfernt sie sich vom Beckenrand und steigt auf die Sitzbank im Duisburger Schwimmstadion.  „Hier kann ich in Ruhe beobachten", sagt Lina Neumair.

Es ist Ende April, dass paralympische Nachwuchsschwimmteam des BRSNW bereitet sich im Trainingslager auf die anstehenden Turniere und Wettkämpfe vor. Lina Neumair blickt Landestrainer Felix Haffke über die Schulter, beobachtet das gesamte Team. Sie sitzt auf der erhöhten Sitzbank und stützt die Ellenbogen auf die Knie. Einfach zuschauen. Stimmt die Armbewegung eines Nachwuchsathleten nicht, fällt es ihr auf. Dadurch büßt er ein paar Sekunden ein. Neumair saugt alle Eindrücke in sich auf – sie will das Team besser kennenlernen. Sie muss wissen, wie sie sich entwickeln. Nur so kann sie sich ein Überblick verschaffen, welches Niveau Neuzugänge haben müssen, um den Kader zu verbessern.

Lina Neumair ist seit dem 1. April 2019 sportartübergreifender Talentscout im BRSNW, der von der Sportstiftung NRW gefördert wird. Damit übernimmt der BRSNW eine Vorreiterrolle im Behindertensport. Als erster Landesverband im Deutschen Behindertensportverband e.V. (DBS) beschäftigt der BRSNW einen Talentscout, der sich auf die landesweite Talentsuche von Kindern und Jugendlichen sowie Quereinsteigern gleichermaßen macht.

Beim BRSNW taucht sie als Scout vor allem in den Schwerpunktsportarten auf. Ob im Sitzvolleyball, Para Tischtennis, Para Leichtathletik und Para Schwimmen, wo sie bereits die ersten Schnuppertage geplant hat. Kinder- und Jugendliche sowie Quereinsteiger haben die Möglichkeit die Sportarten auszuprobieren und sich mit den Top-Athlet*innen auszutauschen. Ob Leverkusen, Bochum, Münster oder Paderborn - Neumair wird umtriebig sein und viele Vereine in NRW besuchen. Sie wird mit Landes- und PTS-Trainer*innen genauso eng zusammenarbeiten wie mit Vereinsvertreter*innen.

Ihre Ziele sind Talente zu erspähen und nachhaltig an den Sport heranführen. Sie will junge Menschen mit Behinderung für den Sport begeistern. „Ich möchte Kindern und Jugendlichen den Spaß am Sport und der Bewegung aufzeigen. Zudem stehe ich Familien, Schulen und Vereinen zur Verfügung, um zu beraten. Ich helfe ihnen dabei, die optimale Förderung zu erzielen, sodass den Kindern und Jugendlichen im Laufe der Zeit alle Türen offenstehen - sowohl im Breiten- als auch im Leistungssport “, beschreibt Neumair ihre Rolle.

Scouts sind eigentlich wie Schatzsucher. Sie finden unter einer Vielzahl von Aktiven das eine Supertalent, welches in den Folgejahren sportliche Erfolge einfährt. So wie die paralympischen Spitzenathlet*innen Markus Rehm, Annika Zeyen und Sandra Mikolaschek. Felix Streng, Tobias Pollap und Valentin Baus. Sie alle sammelten unzählige Medaillen bei internationalen Meisterschaften. Kein Grund nachzulassen. Die „Rehms und Mikolascheks von morgen“ zu finden, ist allerdings nur ein Teil von Neumairs Aufgaben. Sie möchte vor allem Kindern, Jugendlichen und Quereinsteigern mit Behinderung die vielfältigen Möglichkeiten im Behindertensport aufzeigen. „Die Nachwuchsförderung im paralympischen Sport ist ein wichtiges, aber auch schwieriges Gebiet, denn es gibt komplexe Klassifizierungsprozesse, die beachtet werden müssen. Dennoch sehe ich hier großes Potential.“, so Neumair.

Deshalb liegen auf Neumairs Bürotisch in der BRSNW-Geschäftsstelle in Duisburg unzählige Konzepte, Ideenskizzen und Notizen. Es geht um die strukturelle Planung von Talent- und Sichtungstagen. Darüber hinaus möchte sich Lina Neumair so schnell es geht einen Überblick über den aktuellen Stand des paralympischen Nachwuchses in NRW verschaffen. Die Notizen zeigen beispielsweise, wo Athlet*innen Stärken und Schwächen haben. Die Armbewegung im Freistil im Wasser oder die Bewegung an der Platte im Tischtennis. Schließlich ist sie auf Schatzsuche.