Tag der Menschen mit Behinderung

Seit dem Jahr 1993 wird jedes Jahr am 3. Dezember der Internationale Tag der Menschen mit Behinderung begangen. Er wurde von den Vereinten Nationen initiiert, um das allgemeine Bewusstsein für die Belange von Menschen mit Behinderung zu stärken.

Wir sprachen mit Reinhard Schneider, Vorsitzender des Behinderten- und Rehabilitationssportverbandes Nordrhein-Westfalen e.V. (BRSNW) über den Thementag.

Herr Schneider, am 3. Dezember ist der Tag der Menschen mit Behinderung. Machen solche Tage Sinn?
Ja, auf jeden Fall. In unserer Gesellschaft gelten etwa zehn Prozent der Bevölkerung als schwerbehindert. Die Notwendigkeit, diesen Menschen mit Behinderung die gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen, ist in den letzten Jahren zwar stärker in den Fokus gerückt, aber erreicht haben wir Inklusion noch nicht. Thementage können einen Beitrag dazu leisten, das Bewusstsein für die Teilhabe dieser großen Bevölkerungsgruppe zu schärfen.

Seit 2009 gibt es die UN-Behindertenrechtskonvention. Sollte das nicht ausreichen?
Das Vorhandensein einer Konvention und einschlägiger Gesetze schaffen noch keine Inklusion. Die muss in allen Lebensbereichen im Miteinander unter den Menschen wachsen. Hierfür setzen sich in Deutschland zahlreiche Institutionen wie etwa die großen Wohlfahrtsverbände, die Aktion Mensch und auch der organisierte Behindertensport ein. Um die Belange der Menschen mit Behinderung berücksichtigen zu können, ist Barrierefreiheit eine Grundvoraussetzung. Auch daran arbeiten diese Institutionen. Vom Kindergarten über die Schule bis zum Arbeitsleben, bei kulturellen Veranstaltungen und in der Freizeit.

Ein gutes Beispiel für den Abbau von Barrieren ist nora- die Notruf App.
nora ermöglicht es auch Menschen, die die Notrufnummern 110 und 112 nicht anrufen können, selbstständig einen Notruf abzusetzen.  Besonders hilfreich ist die App für Menschen, die nicht oder nicht gut telefonieren können, weil sie zum Beispiel eine Sprach- oder Hörbehinderung haben. nora ist so aufgebaut, dass man ohne zu sprechen einen Notruf mit den wichtigsten Informationen absetzen kann. Dabei helfen Symbole, klare Texte und eine intuitive Nutzerführung.

Welche Rolle spielt der Sport bei der Teilhabe von Menschen mit Behinderung?
Sport spielt in unserer Gesellschaft eine wichtige Rolle. Er dient nicht nur der individuellen physischen und psychischen Gesundheit der Menschen, er erfüllt auch im Sozialen wichtige Funktionen. Daher ist es ein Ziel unserer Arbeit, Inklusion nicht nur im Sport zu erreichen, sondern Inklusion durch den Sport im täglichen Leben zu fördern. Auch dazu kann ein "Tag der Menschen mit Behinderung" beitragen, indem man die Möglichkeiten, die gemeinsames Sporttreiben eröffnen, darstellt. Pandemiebedingt sind die Gelegenheiten dazu derzeit leider sehr eingeschränkt.
Gerade Menschen mit Behinderung leiden unter den Einschränkungen durch das Virus. Sportstunden, auch Rehasport und Therapieangebote fallen aus, Freizeitaktivitäten finden kaum mehr statt. Im Lockdown waren Werkstätten geschlossen, es gab Besuchsverbote in Wohnheimen usw. Der 3. Dezember ist ein guter Anlass, diese Dinge ins Bewusstsein zu rücken und darauf aufmerksam zu machen, dass die Bedürfnisse der Menschen mit Behinderung noch nicht genügend Berücksichtigung im täglichen Leben finden.