Rückblick | Workshop Psychische Gesundheit: Sport für die Seele

Am Mittwoch, 23. November 2022 trafen sich 24 Interessierte und Engagierte vor dem Bildschirm, um das Thema psychische Gesundheit und Sport anzugehen.

© DAK-Gesundheit/iStock

Dirk Kubatzki aus dem Referent*innen-Team des BRSNW leitete den Online-Workshop, begleitet von seinem hauptamtlichen Kollegen Dr. Georg Schick. Für dieses Jahr war es der letzte von vier Workshops im Rahmen des Förderprogramms Bewegt GESUND bleiben in NRW.

Eine motivierende Aufbruchstimmung prägte den Abend: Lasst uns in unseren Vereinen etwas bewegen – es drängt! Die Vielfalt an unterschiedlichen Hintergründen und Erfahrungen war dabei eine Bereicherung für alle. So kamen die Teilnehmenden aus dem organisierten Sport, aus dem klinischen Setting oder waren selbst Betroffene. Übungsleitung, Vereinsmanagement und Stadtsportbund waren vertreten. Nicht nur von NRW aus nahmen sie teil, sondern auch von Berlin, Hessen und Zürich in der Schweiz.

"Keine Entwicklung, die gravierender wäre"

Jedes Jahr sind annähernd 30 Prozent der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland von einer psychischen Störung betroffen. Zu den häufigsten Erkrankungen zählen Angststörungen und affektive Störungen – vorrangig die Depression – sowie Störungen durch Konsum von Alkohol oder Medikamenten. Je nach Schweregrad der psychischen Störung können Einschränkungen und Belastungen für die Betroffenen ebenso schwerwiegend sein wie bei einer schweren körperlichen Erkrankung – etwa bei multipler Sklerose oder Querschnittlähmung. Hinzu kommt das Leid durch die sogenannte zweite Erkrankung, denn Menschen mit psychischer Störung erleben häufig Stigmatisierung und Ausgrenzung mit weitreichenden Folgen für ihren Lebensweg.

Psychische Gesundheitsprobleme haben in den letzten 20 Jahren stetig zugenommen. Das belegen auch die Krankenkassendaten. Zahlen der DAK zeigen, dass sich krankheitsbedingte Fehltage infolge psychischer Erkrankungen zwischen 2010 und 2020 um 56 Prozent erhöht haben. Und dieser Trend hält weiter an. So stellt die DAK in ihrem jährlichen Psychreport wiederholt fest: "Im Arbeitsunfähigkeitsgeschehen der vergangenen Jahre gibt es keine Entwicklung, die gravierender wäre."

Vorurteile und Unsicherheit abbauen

Sport im Verein kann für Menschen mit psychischer Erkrankung bedeuten, aktiv Teil einer Gruppe zu sein und zu bleiben. Dann erleben sie Teilhabe, fühlen sich sozial unterstützt und können ihre Handlungsmöglichkeiten erweitern, Wahrnehmungs- und Entspannungsfähigkeit entwickeln, Sozialkompetenz und Leistungsfähigkeit verbessern. Voraussetzung dafür ist ein Vereinsangebot, das sie frei von Vorurteilen willkommen heißt und ihren besonderen Bedürfnissen mit Verständnis begegnet. Daraus ergeben sich Fragen, die im Workshop lebhaft diskutiert wurden: Wie geht mein Verein damit um? Welche Ansatzpunkte und Aktivitäten sind denkbar und machbar? Deutlich wurde, dass Kooperationen und Netzwerkarbeit wesentlich zu einer positiven Entwicklung beitragen: mit Ärzt*innen, Therapeut*innen, Fachkliniken sowie Selbsthilfe. Noch sehen die Workshop-Teilnehmer*innen es als schwierig an, Menschen mit psychischer Störung in bestehende Gruppen zu integrieren. Häufig nehmen die Betroffenen unregelmäßig teil; und viele Übungsleiter*innen sind im Umgang mit ihnen unsicher.

Qualifikation erwerben und Gruppen aufbauen

Dirk Kubatzki machte den Teilnehmenden im Workshop Mut und empfahl die Ausbildung im Block 80 zum Erwerb der Lizenz Übungsleiter*in B Sport in der Rehabilitation, Profil Psychiatrie. Im kommenden Jahr bietet der BRSNW zwei Ausbildungslehrgänge an: Lehrgang Nr. 238001 startet am 10. Februar 2023, und Lehrgang Nr. 238002 beginnt am 25. August 2023. Das Fortbildungsangebot möchte Kubatzki künftig durch einen Psychiatrie-QZT (Qualitätszirkeltage) erweitern. Auch eine Kooperation zum Thema psychische Gesundheit ist in Vorbereitung. Unter Trägerschaft des Zentralinstituts für seelische Gesundheit in Mannheim bietet MHFA (Mental Health First Aid) besondere Erste-Hilfe-Kurse an. Sie vermitteln Wissen und Fertigkeiten, um psychische Gesundheitsprobleme sowie Krisen zu erkennen und Betroffene kompetent zu unterstützen.

Bewegt GESUND bleiben in NRW!

Im Rahmen des Förderprogramms Bewegt GESUND bleiben in NRW! unterstützt der Landessportbund Nordrhein-Westfalen (LSB NRW) die Workshops des BRSNW zur Angebotsentwicklung der Vereine mit finanziellen Mitteln von LSB NRW und Staatskanzlei des Landes NRW. Kontakt: schick@brsnw.de