Nachwuchsförderung: Erfolgreicher Aktionstag an der Blindenschule in Düsseldorf am 12. Mai 2023

Beim Sportaktionstag an der Karl-Tietenberg-Schule Düsseldorf (KTS) am 12. Mai 2023 waren viele erschöpfte, aber vor allem auch viele strahlende Kinder zu sehen.

Bos/BRSNW

Insgesamt 30 Schülerinnen und Schüler mit Sehbehinderung hatten die Möglichkeit, fünf Sportarten unter qualifizierter Anleitung von Trainer*innen kennenzulernen und auszuprobieren. „Mein Fazit zum Sporttag fällt sehr positiv aus, wenn ich an die vielen strahlenden Gesichter der Kinder und Jugendlichen denke. Sie konnten viele neue Sportarten kennenlernen und gleichzeitig viel über ihre eigenen Stärken erfahren“, blickt Eva Maria Hassenpflug, Lehrerin aus dem Gemeinsamen Lernen der KTS, auf den Tag zurück. Der Aktionstag wurde vom Behinderten- und Rehabilitationsportverband Nordrhein-Westfalen (BRSNW) und dem Deutschen Behindertensportverband (DBS) in Kooperation mit der Blindenschule aus Düsseldorf durchgeführt.

Sport als Motor der Persönlichkeitsentwicklung

Das Wochenende der Blindenschule Düsseldorf stand ganz im Zeichen des Sports. So kamen am vergangenen Freitag rund 30 Schüler*innen mit Sehbehinderung, die eine Regelschule besuchen, aus einem Einzugsgebiet von rund 70 km an die Karl-Titenberg-Schule, um neue Sportarten kennenzulernen und gemeinsam Sport zu machen. Dabei konnten die Kinder und Jugendlichen aus gleich fünf Sportarten wählen: Para Schwimmen, Para Leichtathletik, Para Judo sowie Blindenfußball und Showdown.

„Die Kooperation mit dem Behindertensportverband ist eine große Bereicherung. Dadurch wurden den Kindern und Jugendlichen Sportarten nähergebracht, die sie bisher nicht kannten“, sagt Hassenpflug und ergänzt: „Die Schüler*innen konnten dabei ungeahnte Stärken entdecken, da die Sportarten der Behinderung zugeschnitten waren und sie damit nicht vor Barrieren standen, die sie ansonsten häufig im Sportunterricht der Regelschulen erfahren.“ Und Stärken hatten die Kinder einige zu bieten. Jedes Kind in einer anderen Sportart. „Es ist schön zu sehen, wie die anfänglich schüchternen Kinder im Laufe des Tages auftauen und sich immer mehr zutrauen. Wir wollen den Kindern mit Hilfe des Sports Potenziale aufzeigen und  verdeutlichen, dass die Sehbehinderung kein Hindernis darstellt“, sagt Katharina Bos, Talentscout des BRSNW.

 

Training mit einem Judo-Weltmeister

Im ersten Sportblock am Vormittag versuchten sich die Kinder und Jugendlichen u.a. in den Sportarten Para Schwimmen und Para Judo. Unter Anleitung von den beiden Trainerinnen Carolin Birke und Lara Drewer ging es für 15 der Kinder und Jugendlichen ins Wasser. Dabei kannte der Spaß keine Grenzen. In kleinen Fangspielen, das Springen vom Startblock und Tipps zur Verbesserung der Technik war den Kids die Begeisterung anzumerken. Die Übungsleiterinnen sind als Koordinatorinnen des Projekts „Auf einer Wellenlänge – inklusiv aktiv“ tätig. Dieses hat das Ziel, allen Menschen mit und ohne Behinderung ein sicheres Schwimmenlernen zu ermöglichen.

Im Para Judo stand den Kindern mit Denys Stetsenko, einem ukrainischen Judoka vom JC Hilden, niemand geringeres als ein aktueller Weltmeister zur Seite. Zusammen mit seiner Trainerkollegin Aurika Leskau-Dra  führten die beiden die Kinder spielerisch an die japanische Kampfkunst heran. Von kleinen Partnerübungen zur Gewöhnung des Körperkontakts arbeiteten sich die Kinder über die Fallschule bis hin zu ersten Formen von Kämpfen im Randori heran. Die Freude war allen Teilnehmenden förmlich anzumerken. Geschlecht, Alter und Körpergröße spielten hier keine Rolle - So feuerten sich die Kinder gegenseitig an und jubelten umso lauter, wenn die Kleinen auch mal die Großen besiegten.

Laufen, Springen, Werfen – Spaß ohne Grenzen

Nach einer Stärkung am Mittag folgte der zweite Sportblock. Neben einer weiteren Einheit im Judo zeigten die Kinder diesmal auch ihr Können im Blindenfußball und in der Para Leichtathletik. Mit der Leichtathletik Landestrainerin Kathrin Panitz erarbeiteten die Kinder gemeinsam und interaktiv die verschiedenen Teildisziplinen Laufen, Springen und Werfen. Ein Schwerpunkt lag dabei auf dem Werfen, insbesondere mit verschiedenen Wurfgeräten, wie z.B. einem Kinderspeer oder sogenannten Pfeiffbällen, die den Kindern ein akustisches Feedback geben. Auch beim Springen war eine positive Entwicklung zu beobachten. Die Kinder arbeiteten sich vom Standsprung bis hin zum Sprung aus einem kleinen Anlauf. „Grundsätzlich führen wir ganz einfache Schnuppereinheiten durch, um alle Kinder mitzunehmen und Spaß am Sport zu vermitteln“, erklärt Panitz und fügt hinzu: „Das Ziel ist es dann, Sie anschließend in Vereine zu vermitteln. Wenn hin und wieder auch mal ein kleines Talent dabei ist, dann freuen wir uns umso mehr.“

Dies ist umso einfacher, wenn wie im Blindenfußball ein Verein vor Ort ist, der als Kooperationspartner mitwirkt. In diesem Fall hat Fortuna Düsseldorf natürlich eine besondere Anziehungskraft auf die Kinder. So wurde die Einheit vom Trainerteam der Bundesliga-Mannschaft rund um Klaus Dittrich geleitet und die Kinder konnten ihre Fähigkeiten am Ball zeigen. Zunächst mussten sich die Teilnehmer*innen der Herausforderung stellen, sich mit einer Augenbinde und somit komplett ohne Sehrest auf dem Platz zu orientieren. Nach kurzer Eingewöhnungsphase folgten Dribbling- und Passübungen, welche die Sportler*innen vor ungewohnte Schwierigkeiten stellte. Zum Schluss durfte das ein oder andere Kind beim Torschuss ein kleines Erfolgserlebnis feiern.

Im letzten Block des Tages hatten die Kinder die Möglichkeit, im freien Üben ihre gelernten Fähigkeiten in einem Angebot nach Wahl noch einmal zu vertiefen. Zudem zeigte sich auch die Sportart Showdown großer Beliebtheit unter den Schülerinnen und Schülern.

Mein Fazit zum Sporttag fällt sehr positiv aus, wenn ich an die vielen strahlenden Gesichter der Kinder und Jugendlichen denke. Sie konnten viele neue Sportarten kennenlernen und gleichzeitig viel über ihre eigenen Stärken erfahren“, blickt Hassenpflug auf den Tag zurück. Auch Marcel Wienands, Projektkoordinator für den Blindensport des DBS, bewertet den Tag als großen Erfolg: „Der Tag hat neue Maßstäbe gesetzt. 30 Kinder und Jugendliche mit Sehbehinderung - und noch dazu aus der Inklusion - an einem Sporttag ist bislang in Deutschland einzigartig.“ Jetzt gehe es darum, interessierte Kinder bei der Suche passender Angebote zu unterstützen und Sie an wohnortnahe Vereine zu vermitteln. Auch Lehrerin Frau Hassenpflug hofft, dass der Sporttag eine Art Initialzündung für die Kinder war: „Als Ausgleich zum anstrengenden Schulalltag würde ich mir für die Schüler*innen wünschen, dass sie die nun neuen Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung nutzen. Es ist toll, dass wir Lehrkräfte in Zusammenarbeit mit dem Behindertensportverband den Weg für sportinteressierte Kinder und Jugendliche mitgestalten können.“

Quelle: Marcel Wienands