Et hätt noch immer joot jejange!*
Dass wir angesichts der aktuellen politischen (Welt-)Lage in diesem Jahr gute Nerven und Zuversicht brauchen würden, hatte ich beim letzten Mal – vor den Wahlen in Amerika und hier - ja bereits geschrieben. Dass es jedoch so dicke kommt, daran habe selbst ich nicht geglaubt. Aber wir Rheinländer haben ja Humor und glauben an das Gute! Es wird schon werden.
Klar, was die Trump-Regierung derzeit da drüben veranstaltet, ist unfassbar. Gute Beziehungen, Freundschaften und sogar soziale Verantwortung für die Menschen werden entbehrlich, wenn Geld, Macht und Selbstdarstellung das Handeln bestimmen. Vom Verprellen befreundeter Staaten, dem Anbiedern an Kriegsverbrecher, Erpressung (Hilfe gegen Bodenschätze) bis zum Kahlschlag in Ministerien, Behörden und Einrichtungen und dem Versuch die Gewaltenteilung zu unterlaufen, ist derzeit alles Realität. Man glaubt es nicht, aber wir hätten es ahnen können. Während Trump bei der Vereidigung zu seiner ersten Amtszeit noch auf die Bibel geschworen hat, hat er bei der Vereidigung dieses Jahr die Hand nicht auf das Buch gelegt. Ich vermute, dass er das bewusst getan hat, denn mit christlichen Werten hat sein Handeln nichts zu tun. Das Einzige, woran Trump offenbar noch glaubt, ist der schnöde Mammon, seine ganz eigene Religion. Das Wort, das heute für Geld und Reichtum steht, wurde in der Bibel übrigens für „Unwahrheit“ und „Lüge“ verwendet.
So unglaublich und furchteinflößend das alles derzeit anmutet: Ich glaube, dass der Spuk auch schnell wieder vorbei sein wird. In seiner letzten Amtszeit hat der Horrorclown Trump auch nur vier Jahre durchgehalten, bis die Vernunft in Amerika wieder Oberhand gewonnen hat. Bleibt zu hoffen, dass bis dahin nicht allzu viel Porzellan zerschlagen wurde und sich alles wieder richten lässt.
Dazu müssen wir kritisch gegenüber dem bleiben, was man uns glauben machen will. Nicht nur im Weltgeschehen auch bei uns. Beispiel Wahlversprechen: Wie kann es sein, dass die Wähler so blauäugig sind die zu wählen, die unhaltbare und wirtschaftlich irrsinnige Versprechungen wie EU-Austritt und Abschaffung des Euro, Abriss aller Windkraftanlagen u.a.m. machen. Mir bleibt das verborgen und ich hege den Verdacht, dass man versucht, uns kritisches Denken abzugewöhnen oder anders ausgedrückt uns zu verblöden.
Die (a)sozialen Netze spielen dabei eine Hauptrolle. Wie sonst kann es sein, dass Kinder und Jugendliche auf TikTok dazu verleitet werden Überdosen Paracetamol zu schlucken und sich in Lebensgefahr begeben, um Anerkennung zu erhalten? Oder Menschen sich radikalisieren und zu Attentätern werden? Es gibt hunderte Beispiele und die Ankündigung bei Facebook und Instagram weniger Fakten zu checken und unseriöse Beiträge zu löschen wird die Situation in den „sozialen“ Medien nicht verbessern. Desinformationskampagnen durch ausländische Geheimdienste, Wahlbeeinflussung, Verdrehung von Wahrheiten oder glatte Lügen wie: Hitler war Kommunist, Selenskyj hat den Krieg begonnen, zeugen nicht von grenzenloser Dummheit, sondern sind perfide Versuche Menschen zu manipulieren. Nicht umsonst hat Trump das bereits beschlossene TikTok Verbot in Amerika wieder ausgesetzt. Wir sollen unkritisch glauben, was uns erzählt und vorgemacht wird. Das ist das Prinzip jeder Werbung. Im Netz, im Fernsehen überall. Schauen Sie mal aufmerksam die Werbeblocks am Abend im Fernsehen an und glauben Sie mir: Fragen Sie lieber in Ihrer Arztpraxis oder in Ihrer Apotheke, bevor Sie Werbeversprechen Glauben schenken und unnötig Geld ausgeben für Produkte, die bestenfalls nutzlos sind und keinen weiteren Schaden anrichten.
Tja und dann die Gretchenfrage: Wie hältst Du’s mit der Religion? Ich bin da nicht sehr gebildet, aber soviel ich weiß, gibt es keine Religion, die in ihrer ursprünglichen Form Hass auf Andersgläubige fordert. So etwas wird im Netz (und anderswo) gezielt geschürt, um wirtschaftlichen Interessen und Stärkung der Machtpositionen weniger Personen durchzusetzen. Beispiele für religiös begründete Feldzüge, Eroberungen und Missionierungen gibt es ohne Ende. Und auch die islamistisch motivierten Anschläge auf Zivilisten oder die Kriege im Nahen Osten und islamistischer Milizen in Afrika haben aus meiner Sicht mit dem Glauben wenig zu tun. Da werden Menschen gegeneinander aufgehetzt, um die Interessen einiger politischer und/oder religiöser Führer durchzusetzen.
Dabei, ich glaube fest daran, wäre ein gemeinschaftliches Leben verschiedener Religionsgemeinschaften, Staatsformen und Kulturen in Frieden und mit gegenseitigem Respekt möglich. Lediglich der Gott Mammon…
Sicherlich kennen Sie den Kabarettisten und Komiker Alfons, den französischen Reporter mit dem Puschelmikrofon und der orangen Trainingsjacke, der sehr viele sehens- und hörenswerte Beiträge produziert hat. Z.B. einen über Religionen und das gemeinschaftliche Handeln unterschiedlicher Religionsangehöriger gegen den Hass.
In Kurzform: Kinder verschiedenen Glaubens sind gemeinsam in einer Schulklasse. Um diese vor gesundheitlichen Schäden durch Süßigkeiten aus einem Automaten an der Schule zu schützen, wird dieser so hoch angebracht, dass die Schüler diesen nicht mehr bedienen können. Doch die haben eine Idee: Aus Bibel, Koran, Thora und Comic-Heften bauen sie eine Stufe und erreichen so auf „Basis“ ihres Glaubens ihr gemeinsames Ziel: Zugang zu den Leckereien im Automaten. (Link zum Videoclip auf YouTube). Wirklich sehenswert!!! Es gibt auch Gutes im Netz, man muss es nur suchen!
Aber bleiben wir realistisch. Das wird so schnell in der realen Welt nicht erreicht werden können. Aber daran glauben und darauf hoffen, das können wir, denn wir wissen: Et hätt noch immer joot jejange!
Ich wünsche Ihnen schon jetzt eine schöne und friedvolle Osterzeit.
Ihr
Andreas Geist
*Artikel 3 des kölschen Grundgesetzes:
Et hätt noch immer joot jejange.
(„Es ist bisher noch immer gut gegangen.“)
Was bisher gut gegangen ist, wird auch morgen gut gehen…