Kolumne "Geistreich": Belohnung!

Hier erzählt unser (Un-)Ruheständler Andreas Geist über seine Eindrücke aus dem Leben eines Rentners.

Natürlich können Sie nicht wissen, was ich am Fronleichnamswochenende gemacht habe. Aber ich verrate es Ihnen: Ich habe Bier getrunken! Nicht, dass das etwas Außergewöhnliches wäre, ich habe eigentlich immer eine Kiste Bier (als gebürtiger Kölner meist Kölsch) zuhause, die mal mehr oder weniger lange ausreicht.
Aber das besagte Bier war das erste, herrlich kalte, frisch gezapfte Pils mit einer schneeweißen, stabilen Schaumkrone, seit gefühlt einem Jahr! Und das ist noch nicht alles. Ich habe es in Ostfriesland genossen. In einem Strandkorb auf der Terrasse eines Restaurants am Hafen von Bensersiel in der Sonne sitzend. Es war köstlich und hat sooo gut getan!

In den vergangen Monaten haben wir alle auf vieles verzichten müssen und die Einschränkungen mehr oder weniger geduldig hingenommen. So habe ich meine Kurzreise an die Küste regelrecht als Belohnung für meine Geduld in der Pandemie empfunden. Einfach mal raus! Denn das Angebundensein zuhause seit über einem Jahr, das ging mir schon gewaltig auf den Geist. Nicht, dass ich es hier nicht schön hätte und genug zu tun gibt es immer, aber viel zu reisen hatte ich mir für mein Rentnerdasein fest vorgenommen. Es müssen nicht die großen Reisen ein, ein bisschen rumspuken mit Spooky, meinem kleinen Wohnmobil (bei meinem Nachnamen war die Bezeichnung naheliegend), war daher es das Erste, was auf meiner Liste stand, sobald die Zahlen es erlauben würden. Jetzt kommen die Wiedersehen mit Freunden und den Vereinskollegen dran, denn live ist es doch viel schöner als in Konferenzschaltungen via Skype, Zoom oder was es sonst noch so gibt.
Auch die nächste Belohnung für das Durchhalten in der Pandemie ist bereits geplant. Anfang Juli wird eine Woche mit Freunden gesegelt, die sich lange nicht treffen konnten. Natürlich sind bis dahin alle Crewmitglieder zweimal geimpft und die dadurch entstehenden Freiheiten werden genossen!
Was ich jetzt schon genieße? Endlich gibt es auch wieder andere Themen gibt als Inzidenzen, Einschränkungen und Verbote. So las ich, dass bei der Bundeswehr zehntausende Dosen übrig sind. Leider keine Impfdosen sondern Bierdosen, die derzeit in Afghanistan lagern. Da die Soldaten dort jedoch abziehen werden ergibt sich ein echtes Problem. Wohin mit dem Bier? Verschenken an die Afghanen geht nicht. Die trinken ja wegen ihres Glaubens keinen Alkohol. Einfach auskippen? Der Gedanke widerstrebt jedem Biertrinker. Selbst, wenn es nach deutschem Reinheitsgebot gebraut wurde, weiß ich nicht, ob das eventuell sogar eine Umweltsünde wäre. Zurück nach Deutschland fliegen? Ein teurer Spaß und ob es noch trinkbar wäre, wenn es so lange da unten in der Wüste gelagert war? Wir haben ein echtes Luxusproblem und ich bin auf die Lösung gespannt.

Wenn man den Ankündigungen glauben darf, werden wir in einigen Wochen ein weiteres Luxusproblem bekommen. Denn dann wird so viel Impfstoff geliefert, dass mehr Impfdosen zur Verfügung stehen als Impfwillige da sind. Vielleicht gibt es dann hier auch eine Belohnung für diejenigen, die sich doch zu einer Impfung entscheiden. Wie in Kalifornien. Da können Geimpfte 1,5 Millionen Dollar gewinnen und zur Impfung gibt es noch einen Einkaufsgutschein oben drauf.
Noch weiter geht man im Bundesstaat Michigan, wo - KEIN SCHERZ – Menschen, die sich impfen lassen, einen Marihuana-Joint geschenkt bekommen. Ob das für uns eine Vorbild sein könnte? Ich glaube nicht und mich persönlich könnte man mit einem frisch gezapften, kühlen Bier ohnehin viel eher belohnen!

Genießen Sie den Sommer und gönnen Sie sich eine Belohnung!

Herzlich grüßt

Andreas Geist