20,69 Sekunden: 200-Meter-Weltrekord für Johannes Floors

Herausragende Leistungen des Para Leichtathletik-Teams des TSV Bayer 04 Leverkusen bot die Internationale Deutsche Meisterschaft in Regensburg. Highlights waren das 200-Meter-Finale der Männer mit einem Weltrekord von Paralympicssieger Johannes Floors, ein weiter Satz von Markus Rehm und eine schnelle Zeiten von Irmgard Bensusan.

Foto: (c) Nico Feißt / TSV Bayer 04 Leverkusen

Pressemitteilung des TSV Bayer 04 Leverkusen vom 20.06.2022

Die Vorleistungen deuteten daraufhin, dass Floors schnell sein würde, doch dass es in solche Sphären gehen könnte, überraschte die vielen Zuschauerinnen und Zuschauer im Regensburger Sportpark am Weinweg doch – zumindest konnte man das an den staunenden Gesichtern und lauten Jubelrufen erkennen. Am Donnerstagabend war der Doppel-Weltmeister von 2019 und Paralympics-Sieger über 400 Meter beim „Race to Zero“ im Rahmen der Diamond League in Oslo 10,97 Sekunden über 100 Meter gesprintet. Ein nicht optimaler Start verhinderte eine bessere Zeit und eine vordere Platzierung im ersten Rennen der schnellsten paralympischen Sprinter. Am Samstag schnappte sich der Athlet des TSV Bayer 04 Leverkusen dann den deutschen Meistertitel. Nach 10,80 Sekunden im Vorlauf lief er 10,67 Sekunden im Finale – eine herausragende Zeit. Hinter ihm verbesserte sich Max Marzillier vom BPRSV auf Cottbus um 18 Hundertstelsekunden auf eine Bestzeit von 11,06 Sekunden.

Am Sonntag waren es Marzillier und Phil Grolla, die Floors zur Bestleistung anspornten. 21,04 Sekunden war der alte Rekord in Floors‘ Klasse T62 der beidseitig unterschenkelamputierten Athleten, in Regensburg stoppte die Zeit nach einem starken Rennen bei sagenhaften 20,69 Sekunden. „Es ist absolutes Sprinterwetter“, sagte Floors, der aktuell Vollzeit ein Praktikum bei Ottobock in Duderstadt macht und deshalb nur in geringeren Umfängen trainieren kann, bei sonnigen 30 Grad: „Es sind gute Bedingungen, die körperliche Verfassung passt und ich hatte ein gutes Vorprogramm – dann kann bei so einem Rennen mal alles passen. Ich muss auch den Kampfrichtern danke sagen, die haben uns losgeschickt, als nicht zu viel Gegenwind war, das war wirklich top.“ Mit Blick auf sein Saison-Highlight, dem Para Leichtathletik Heimspiel am 1. Juli zuhause in Leverkusen, gibt er sich entschlossen: „Da möchte ich noch mal zeigen, was ich draufhabe.“

Auch bei den Frauen wurde es schnell, vor allem dank eines Duells zweier Zimmernachbarinnen bei der Nationalmannschaft, „die kurz mal keine Freundinnen mehr waren“, wie Janne Engeleiter mit einem Grinsen verriet. Über 100 Meter hatte sich die sehbehinderte Sprintspezialistin des BPRSV in 12,85 Sekunden durchgesetzt, Irmgard Bensusan vom TSV Bayer 04 Leverkusen war starke 13,01 Sekunden gesprintet. Am Sonntag drehte sich das Blatt, dann kam Bensusan nach 26,40 Sekunden nur 0,25 Sekunden über ihrem eigenen Weltrekord ins Ziel, Engeleiter blieb auf der für sie ungewohnten Distanz Silber in 26,96 Sekunden. Dritte wurde jeweils die Leverkusenerin Nele Moos – und als Beweis der guten Stimmung bei den Meisterschaften sprangen alle gemeinsam zur Erfrischung in die nahe gelegene Donau. Maria Tietze, Kim Vaske, Franziska Dziallas in Bestzeit und Merve Petruck belegten die Plätze vier bis sieben.

Richtig gute Ergebnisse hatte es schon am ersten Wettkampftag in Regensburg gegeben. Beim Weitsprung-Wettkampf von Markus Rehm waren die Sitzplätze im Schatten um die Anlage dicht besetzt, als der Weltrekordhalter starke 8,35 Meter im zweiten Versuch sprang – und nicht mehr viel Platz zur Betonbegrenzung am Ende der Sandgrube hatte. Am Samstag davor war Rehm in der Innsbrucker Innenstadt zum Weltrekord von 8,66 Meter geflogen, am Donnerstag im slowakischen Kosice bei einem ähnlichen Event 8,27 Meter. Drei überragende Weiten binnen einer Woche zeigen, dass der „Bladejumper“ in einer absoluten Weltklasse-Verfassung ist. Von Bundestrainerin Marion Peters gab es ein Sonderlob: „Es begeistert mich, wenn Athleten wie Johannes Floors oder Markus Rehm direkt nach solchen großen Meetings wie in Kosice oder Oslo hochmotiviert bei den Deutschen Meisterschaften starten, auch wenn diese vielleicht international nicht top-besetzt sind. Sie haben eine solche Strahlkraft für unseren Nachwuchs, da ist es einfach toll, wenn sie sich so präsentieren.“

Speerwerfer Tom Sengua Malutedi zeigte mit der Siegesweite von 51,32 Metern, dass er nach seinem Kracher in Paris weiter konstant über 50 Meter werfen kann. Im Weitsprung der Frauen siegte Nele Moos mit 4,36 Metern vor Kim Vaske mit 4,52 Metern durch die Punkteregelung, Merve Petruck wurde Vierte. Über 200 Meter belegten die drei die Plätze drei bis fünf – jeweils mit Saisonbestzeit. Rückkehrer Philipp Waßenberg zeigte im Weitsprung und über 100 Meter erneut gute Leistungen, ebenso wie der Nachwuchs: Finn Ackfeld gewann die 400 Meter in Bestzeit, Can Cackmak den Weitsprung mit Bestweite. Über 100 Meter wurde Cackmak Zweiter mit Bestzeit, Ackfeld landete hinter ihm auf dem Bronzerang. Franziska Dziallas gewann die 400 Meter der Frauen in guten 67,40 Sekunden.

Nächster Stopp und Saison-Highlight ist für die Nationalmannschaft dann das Para Leichtathletik-Heimspiel mit internationaler Top-Besetzung in Leverkusen am 1. Juli, wer die Ausnahme-Athlet*innen live sehen möchte: Beginn ist ab 16 Uhr, der Eintritt ist frei. Es wird aber auch einen Livestream aus dem Manforter Stadion geben.

Ergebnisse

100m Männer

1. Platz Johannes Floors 10,88 sec / 10,67 sec / S.B.

11. Platz Philipp Waßenberg 13,99 sec

100 Meter Frauen

  1. Platz Irmgard Bensusan 13,06 sec / 13,01 sec / S.B.
  2. Platz Nele Moos 13,67 sec / 13,76 sec / S.B.
  3. Platz Maria Tietze 16,67 sec / 14,07 sec
  4. Platz Kim Vaske 14,00 sec / 14,47 sec / S.B.
  5. Platz Franziska Dziallas 14,60 sec / 14,80 sec / P.B.
  6. Platz Merve Lisanne Petruck 15,00 sec / 15,14 sec

100m Männl. Jugend

  1. Platz Can Cackmak 13,15 sec / P.B.
  2. Platz Finn Ackfeld 15,58 sec

Speer:
1. Platz Tom Malutedi 51,32 m

Weitsprung Männer:

1. Platz Markus Rehm 8,35 m

4. Platz Philipp Waßenberg 5,46 m

Weitsprung männliche Jugend U20

  1. Can Cackmak 4,68 m

Weitsprung Frauen:

1. Platz Nele Moos 4,36m

2. Platz Kim Vaske 4,52m

4. Platz Merve Lisanne Petruck 3,76m

400 m

  1. Franziska Dziallas 67,40 sec
     

400m männl. Jugend

  1. Finn Ackfeld 74,24 sec/ P.B.

200 Meter

1. Platz Johannes Floors 20,69 sec / WR

1. Platz Irmgard Bensusan 26,40 sec / SB

3. Platz Nele Moos 28,06 sec / SB

4. Platz Kim Vaske 29,47 sec / SB

5. Platz Merve Lisanne Petruck 31,01 sec / SB