Lisa Clemens im Interview - „Einfach trauen und machen! Es kann nichts schief gehen!“

Lisa Clemens - Para Nachwuchsathletin für den TV Wattenscheid 01 und seit kurzer Zeit auch Teil des NRW Talent-Team - erklärt im Interview, wie sie zu Ihrem Sport gekommen ist und welche Ziele sie für 2021 hat.

© Mika Volkmann

BRSNW: Hallo Lisa, vielen Dank, dass du dir die Zeit für ein Interview genommen hast.
Schön dich kennenzulernen! Erzähl uns doch ein wenig von dir. Wie alt bist du und wo kommst du her? 

 
Lisa Clemens: Hallo, freut mich auch sehr, dass ich das Interview machen darf. Ich bin 18 Jahre alt und komme aus Linnich (Düren, für die Leute, die das nicht kennen).  


BRSNW: Was machst du gerne in deiner Freizeit?


Lisa Clemens: Momentan ist es sehr schwer etwas zu unternehmen, aber ich mache sehr gerne Sport. Und ich treffe mich natürlich sehr gerne mit meinen Freunden.  


BRSNW: Wie hat sich dein Leben nach dem Unfall verändert?


Lisa Clemens: Körperlich hat sich natürlich alles verändert, da ich seit meinem Unfall komplett querschnittsgelähmt bin. Ich brauchte eine Alternative für meinen Sport und auch mein soziales Umfeld hat sich sehr verändert. Man sieht das Leben jetzt ganz anders und ist einfach dankbarer für alles.  


BRSNW: Wie bist Du auf die Para Leichtathletik aufmerksam geworden?  


Lisa Clemens: Leichtathletik mache ich nun seit etwas mehr als 7 Jahren und es war in der ersten Zeit nach meinem Unfall doch etwas schwer. Erst wollte ich etwas ganz anderes machen, aber dann ist mir aufgefallen, dass ich keinen Sport so sehr lieben kann wie die Leichtathletik. Nach meiner Entlassung war ich dann wieder regelmäßig bei meinem „alten“ Verein (LG Ameln/Linnich) beim Training und habe gemerkt, dass ich nichts anderes machen möchte. Also sprach ich mit meinem Trainer (Mike Duisken), der sich direkt informiert hat und schnell auf den TV Wattenscheid 01 gestoßen ist. Dort hat er dann Kontakt mit Simone Lüth aufgenommen und ich konnte schnell für ein Probetraining vorbeikommen. Seitdem bin ich im TV Wattenscheid 01 und sobald es möglich ist, werde ich dort regelmäßig trainieren. Nicht nur in meinen eigenen vier Wänden.  


BRSNW: Welche Höhen und Tiefen gab es für dich, als du wieder angefangen hast, Sport zu treiben?


Lisa Clemens: Das ist schwer zu beantworten. Es war eine komplette Umstellung vom Laufenden, alles im Sitzen zu machen. Aber als ein Tief könnte ich das nicht beschreiben. Für mich ist es noch schwierig, anderen Athlet*innen dabei zuzuschauen, wie sie laufend Leichtathletik machen. Aber dann konzentriere ich mich wieder auf mein Training und alles ist wieder gut. Die Trainingspartner*innen motivieren auch sehr und es ist toll zu sehen, wie vielseitig die Para-Leichtathletik ist.   


BRSNW: Was fasziniert dich an der Para Leichtathletik?


Lisa Clemens: Zum einen fasziniert mich einfach das vielseitige Angebot. Ich hätte nie gedacht, dass man noch so viel machen kann und dass es mindestens genauso viel Spaß macht wie vorher. Zum anderen sind es die anderen Athlet*innen, die durch ihren Kampfgeist faszinieren. Einige haben wirklich viel aus ihrem Leben zu erzählen und bei allen gibt die Para-Leichtathletik etwas zurück.  


BRSNW: Wie sieht Dein Training aus? (gerne darfst Du Corona außenvorlassen)


Lisa Clemens: Ich trainiere 1-2 mal die Woche im Fitnessstudio und fahre außerdem viel mit meinem Handbike. Es ist noch schwer, einen vernünftigen Trainingsplan auszuhandeln, aber das hindert mich nicht dran etwas zu tun. Zuhause habe ich auch noch ein paar Trainingsgeräte wie z.B. Kurzhanteln, mit denen ich trainiere.   


BRSNW: Wie unterscheidet sich Dein Para Leichtathletik -Trainingsalltag vom Regelsport?


Lisa Clemens: Die Abläufe sind doch etwas anders. Man muss erstmal Übungen finden, die problemlos funktionieren und dann muss man auch schauen, wie man die verschiedenen Muskelgruppen trainieren kann. Für mich war es zum Beispiel sehr schwer einen Weg zu finden, um meine Ausdauer zu trainieren. Mit dem Schwimmtraining habe ich da aber schon eine gute Alternative gefunden.  


BRSNW: Wie konnte dich unser Talentscout unterstützen?


Lisa Clemens: Mir wurden ganz neue Türen geöffnet. Das Angebot ist atemberaubend und es ist einfach gut zu wissen, dass man unterstützt wird. Man ist doch immer wieder überrascht, was schon wieder Neues kommt. Gerade erst wurde ich wieder sehr überrascht, da ich Post bekommen habe, dass ich jetzt im Talentteam bin. Das ist wirklich schön, so was zu lesen. Dann merkt man, dass das was man tut, auch was bringt. Es ist also doch eine sehr große Unterstützung des Talentscouts.  


BRSNW: Was würdest du Kindern und Jugendlichen raten, die auch als Quereinsteiger in den Para Sport kommen?   


Lisa Clemens: Einfach trauen und machen! Es kann nichts schief gehen. Es ist einfach großartig. Man lernt neue Leute kennen, die einen verstehen und hat durch den Sport eine tolle Ablenkung vom Alltag. Außerdem kann man viel erreichen, wenn man das auch möchte und hat dann noch mehr Gründe stolz auf sich zu sein. Sport ist doch eine große Motivation und eine super Gelegenheit abzuschalten. Ich kann es also wirklich nur empfehlen.  


BRSNW: Welche Ziele hast Du für 2021?


Lisa Clemens: Mein größtes Ziel ist erstmal mein Abitur mit einem guten Schnitt zu bestehen. Außerdem möchte ich nach Wattenscheid ins Internat ziehen, um mich dann zu 100% auf den Sport konzentrieren zu können. Wenn es dann wieder möglich ist, würde ich gerne ein paar Wettkämpfe machen und mal schauen, wo ich denn so stehe.

BRSNW: Vielen Dank für das Interview  und viel Erfolg für deine Ziele!