Kolumne "Geistreich": Virenschutz

Hier erzählt unser (Un-)Ruheständler Andreas Geist über seine Eindrücke aus dem Leben eines Rentners.

Virenschutz

Nicht, dass Sie glauben, ich würde in dieser Corona-Krise nur faul zuhause rumsitzen und am Computer daddeln. Ich bin schon viel draußen und unterwegs, wenn es nicht regnet und das hat es hier am Niederrhein relativ wenig getan dieses Frühjahr. Allerdings habe ich die Kontakte zu anderen Menschen wegen einer potentiellen Infektionsgefahr ja doch eingeschränkt und verbringe weniger Zeit mit anderen Menschen. Dafür - zugegeben - mehr Zeit vor dem Rechner. Man will ja zu sehen, was da draußen so passiert und was es Neues gibt.

Die Gefahr an Covid 19 zu erkranken, ist dadurch gering. Allerdings steigt die Gefahr, sich einen Computervirus zu fangen, was allerdings das kleinere Übel wäre. Aber auch das wird mir hoffentlich erspart bleiben, denn ich halte mich an die Empfehlungen der Datenschutzexperten und aktualisiere den Virenschutz meines Computers täglich. Das ist wichtig, denn jeden Tag werden 360.000 (!) neue Schädlinge im Netz gefunden, schreibt die Bundespolizei auf ihrer Internetseite.

Ich bin sicher, dass fast jeder Computernutzer tägliche Updates macht, denn Vorsicht ist bekanntlich die Mutter der Porzellankiste.
Wenn ich mich allerdings derzeit draußen in der Stadt, im Supermarkt und auch beim Sport so umsehe, frage ich mich, weshalb die Menschen nicht auch die gleiche Vorsicht an den Tag legen, wenn es um das Corona-Virus geht. Da werden Abstände nicht eingehalten und die Mund-Nase-Maske ist für manche eher ein modisches Assessoire als ein Schutz.

Immerhin haben laut RKI rund 15 Millionen Menschen die Corona-App der Bundesregierung installiert. Aus meiner Sicht auch eine Art "Virenschutz", den eigentlich jeder nutzen sollte, damit das Vorhaben, Infektionsketten zu unterbrechen, gelingen kann. Dazu sind aber 60% der Gesamtbevölkerung nötig. Jedoch glauben viele Menschen wohl, dass sie das nicht brauchen oder dass jemand die schützende Hand über sie hält - schütteln soll man die ja nicht.

Apropos Glauben. Eine Zeit lang waren ja auch Gottesdienste nicht erlaubt, weil die Menschen Abstand halten sollten, um dem Corona-Virus die Verbreitung zu erschweren. Ob das der Anlass war einen digitalen Rosenkranz zu entwickeln, weiß ich nicht. Auf jeden Fall haben der Vatikan und die Computerfirma Acer so ein Ding auf den Markt gebracht. Er besteht aus zehn  Obsidianperlen und einem Kreuz, das es in sich hat.  Wasserdicht und mit Sensoren bestückt unterstützt der Rosenkranz den Gläubigen bis zu vier Tage lang beim Beten. Ein Schnapper für 99 Euro, zumal man ihn wohl auch als Fitnesstracker nutzen kann.

Überhaupt scheinen die Verantwortlichen im Vatikan verstärkt auf Digitalisierung zu setzen. Vielleicht um zu kompensieren, dass immer weniger Gläubige in die Kirchen kommen. Vielleicht aber auch, weil man erkannt hat, dass Nachrichten, Botschaften und Meinungen sich über soziale Medien hervorragend verbreiten lassen.

Daher gibt es nun auch VatiVision! Ein katholischer Streamingdienst des Vatikan, der von manchen Medien ambitioniert "Netflix-für-Katholiken" genannt wird. Während Netflix aktuell etwa 170 Millionen Nutzer hat, geht man bei VatiVision von potentiell 1,3 Milliarden Menschen aus, die den Dienst nutzen sollen.

Die Plattform wird Serien, Filme und Dokumentationen aus den Themengebieten Religion und Kunst bereitstellen. Vielleicht auch Messen streamen, die dann wahrscheinlich wie Geisterspiele der Bundesliga ohne (Kirchen-)besucher stattfinden. Das wäre natürlich ein wirksamer Virenschutz.

 

Eine unterhaltsame Idee für die Inhalte hätte ich noch. Wie wäre es mit einem Streaming-Angebot der Filme von Don Camillo und Beppone?
Da könnte ich einer von 1,3 Milliarden werden!

 

Herzlich grüßt

 

Andreas Geist