Kolumne "Geistreich": Ran an den Speck!

Hier erzählt unser (Un-)Ruheständler Andreas Geist über seine Eindrücke aus dem Leben eines Rentners.

© BRSNW

Dieses Jahr erscheint es mir noch offensichtlicher zu sein als in den vergangen Jahren. Die Menschen haben zum Jahreswechsel gute Vorsätze gefasst. Die Top-Vorsätze sind wohl immer die gleichen. Nicht mehr rauchen, weniger Alkohol und Süßigkeiten, abnehmen usw. ...
Sportlich aktiver zu werden gehört bei vielen ohne Zweifel ebenfalls dazu. Seit dem Jahresbeginn begegnen mir Kolonnen von Spaziergängern, Joggern und vor allem älterer Menschen mit Walkingstöcken auf meiner Hausstrecke um die hiesige Südsee. Wesentlich mehr als noch im Herbst. Das ist durchaus zu begrüßen, denn wir alle wissen um die positiven Wirkungen regelmäßiger Bewegung an der frischen Luft und den Kalorienverbrauch steigert es obendrein.
Welche genauen "Beweggründe" die einzelnen Leute haben lässt sich nur ahnen. Vielleicht hat es an Weihnachten ja neue Walkingstöcke gegeben oder beim Aufräumen von Keller oder Garage, was im Lock-Down sehr beliebt ist, sind diese wieder aufgetaucht. Vielleicht ist es aber auch der Verdruss, den die lange Zeit mit den Einschränkungen seit März letzten Jahres verursacht. Da ist Bewegung im Freien ein gutes Mittel. Selbst bei trübem Wetter bekommt man ein bisschen Tageslicht ab, was dem Winterblues entgegenwirkt und die Stimmung hebt. Das steigert die Motivation raus zu gehen und auch langfristig aktiv zu sein. Noch bessere Effekte könnte man erzielen, wenn man sich in der Gruppe auf den Weg macht und sich regelmäßig zum Sport verabredet. Das ist derzeit aber leider nicht möglich, doch dann hätte der innere Schweinehund kaum noch eine Chance.

Einer der Hauptbeweggründe für die Menschen aktiv zu werden ist sicherlich der Speck.
Nicht der, den wir gerade im Herbst und Winter in herrlich deftigen Gerichten so schätzen. Wie im Grünkohl, in Eintöpfen, Zwiebelkuchen, Speckknödeln - obwohl, indirekt ist der natürlich auch beteiligt. Zumindest bei mir als Nicht-Vegetarier und Hobbykoch, der z.B. ein Schweinefilet im Speckmantel zu schätzen weiß.
Nein, als Beweggrund ist eher der eigene Speck ausschlaggebend und davon haben sicher viele von uns in der jüngeren Vergangenheit einiges angesetzt. Zu den Corona-Kilos aus dem Sommer und dem Herbst kommt das ausgiebige Schlemmen in der Advents- und Weihnachtszeit dazu. Wenn dann noch Sporthallen, Bäder und Studios geschlossen sind, Vereinsleben nicht mehr stattfinden kann, dann sucht man Trost im Kühlschrank. Das bleibt nicht folgenlos.

Da ist es nur allzu verständlich, dass für die Leute der Jahresbeginn nicht nur einen Neuanfang im Kalender bedeutet, sondern dass sie auch die persönliche Gesundheitsvorsorge wieder ernster nehmen und ein paar Kilo abspecken wollen. Deshalb sind derzeit die Heerscharen von Menschen bei mir am See unterwegs. Das vermute ich zumindest, denn außer Gehen, Laufen, Nordic-Walking und Radfahren ist hier ja derzeit kaum eine andere sportliche Betätigung im möglich. 

Manchmal geht es auf dem Rundweg enger zu als zu als es die Corona-Regeln erlauben. Dann bin ich versucht die Leute anzupfeifen, weshalb sie nicht kurz hintereinander gehen. Wie die drei barocken Grazien mittleren Alters, die immer zu dritt nebeneinander gehen, ihre Stöcke hinter sich her schleifen und ohne Pause quatschen. In solchen Situationen laufe ich dann freiwillig ein paar Meter etwas abseits auf die Grünfläche. Das ist gefährlich, wegen der Tretminen, denn zu Joggern und Walkern kommen auch noch Hundehalter, die das mit den Beutelchen noch nicht kapiert haben. Aber egal, ich gehe so dem Ärger und möglichen Viren aus dem Weg und die drei rücksichtslosen Damen tun immerhin etwas gegen die reichlichen Kilos.

Vielleicht schleudere ich ihnen aber doch bei Gelegenheit mal eine kleine Boshaftigkeit entgegen. Sowas wie " Weiter so Mädels! Parole ran an den Speck"! Ich bin sicher, dass ich schneller laufe als das Trio!
Mit einem Zitat von Albert Einstein wünsche Ihnen ein Jahr voll Gesundheit und Zufriedenheit!

„Wenn´s alte Jahr erfolgreich war, dann freue dich aufs neue.
Und war es schlecht, ja dann erst recht.“

Albert Einstein

Herzlich grüßt

Andreas Geist