Kicken auf Krücken als „Eintrittskarte zurück ins Leben“

Kicken auf Krücken – Das könnt ihr auf der REHACARE im Sportcenter des BRSNW erleben. Christian Heintz ist Kapitän der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Er spielt in der Auswahl der Amputierten und kämpft zusammen mit Anpfiff ins Leben e.V." aus Hoffenheim für die Etablierung der Sportart. Wir haben im Vorfeld der REHACARE mit ihm gesprochen.

© Christian Heintz

Was ist Fußball für dich?

Da ich seit dem 4. Lebensjahr immer schon Fußball gespielt habe, hat diese Sportart eine große Bedeutung in meinem Leben. Die Kameradschaft, die Leidenschaft und der Geruch von Sportplatz und Umkleidekabine ermöglichen Erlebnisse, die einem niemand mehr nehmen kann.

Vor allem nach der Amputation war es der Fußball, der mich aus der depressiven Phase wieder herausgeholt hat.

Wie kamst du nach deiner Beinamputation dann zum Amputierten-Fußball?

Zwei Tage nach der Amputation kamen meine Eltern wie immer zu Besuch. Doch dieses Mal hatten sie einen ganz bestimmten Zettel dabei: Es war ein Info-Flyer über Amputierten-Fußball! Von da an ging es bei mir vor allem seelisch wieder bergauf und ich konnte den Blick wieder nach vorne richten. Daher bezeichne ich diesen Flyer heute noch als „Eintrittskarte zurück ins Leben“.

Was sind denn die größten Unterschiede zum „normalen“ Fußball?

Es gibt gar nicht so viele Unterschiede zum „normalen“ Fußball. Natürlich ist es koordinativ hoch anspruchsvoll sich einbeinig auf Krücken zu bewegen und dabei noch den Ball zu spielen. Aber an Rasanz, Einsatz und Technik unterscheidet sich das Kicken auf Krücken so gut wie nicht. Denn auch bei uns gibt es Übersteiger, Kopfbälle und sogar Fallrückzieher-Tore.  

Was machst du, um den Sport in Deutschland zu etablieren?

Ich bin seit Januar 2019 Mitarbeiter bei Anpfiff ins Leben in Hoffenheim. Dank der Förderung der Aktion Mensch Stiftung konnten wir ein 5jähriges Modellprojekt schaffen, mit dem wir die Sportart bundesweit vorantreiben wollen. Dazu zählen die Steigerung des Bekanntheitsgrades, die Schaffung von weiteren Amputierten-Fußball Stützpunkten und die Inklusion amputierter Fußballer in den Trainingsbetrieb der örtlichen Heimatvereine.

Wichtige Unterstützer auf diesem Weg sind beispielsweise die DFB-Stiftung Sepp Herberger oder auch der BRSNW. Denn mit Hilfe ihres Netzwerkes sind sie wichtige Multiplikatoren für uns.

Amputierten-Fußball gibt es in diesem Jahr erstmals auf der REHACARE, der größten Messe für Rehabilitation, Prävention, Inklusion und Pflege. Und das im BRSNW-Sportcenter. Auf was können sich Besucher*innen freuen?

Ich werde an allen Tagen ein „Training auf Krücken“ anbieten. Dabei sollen sowohl Menschen mit und ohne Handicap sensibilisiert und ihnen die Sportart nähergebracht werden. Dazu sind alle herzlich eingeladen um das einbeinige Kicken auf Krücken einmal selbst zu testen.