Inklusive und zertifizierte Ausbildung zum „Trainer-Assistent ID-Judo“

Der Nordrhein-Westfälische Judo-Verband (NWJV) führte in Kooperation dem Behinderten- und Rehabilitationssportverband Nordrhein-Westfalen (BRSNW) e.V. und der Gold-Kraemer Stiftung zum ersten Mal eine inklusive Trainer-Assistentenausbildung in der Sportart Judo durch. Die Lehrgänge fanden vom 30.08–01.09.2019 und vom 21.–22.09.2019 in der Sportschule Hennef statt.

© Gabi Gramsch

© Gabi Gramsch

Durch das erfolgreiche Absolvieren der beiden Lehrgänge konnten die Teilnehmer*innen das „Trainer-Assistenten-Zertifikat“ des Nordrhein-Westfälischen Judo-Verbandes erwerben. Gleichzeitig wurde die Ausbildung mit 30 Stunden zum Erwerb der Trainer C-Lizenz des NWJV anerkannt.

Die insgesamt 30 Unterrichtseinheiten umfassende Ausbildung richtet sich vor allem an Judoka mit geistigen Entwicklungsverzögerungen, aber auch an nicht  Judoka ohne Behinderung, die innerhalb des Trainingsbetriebs von den leitenden Trainer*innen bzw. Übungsleiter*innen für spezielle Aufgaben oder einzelne Stundensequenzen eingesetzt werden.

Insgesamt trafen sich an den beiden Wochenenden 22 Judoka, darunter vier Trainer*innen bzw. Betreuer*innen, um mit den ID-Judoka die gemeinsame Ausbildung zu absolvieren. Geleitet wurde die Ausbildung von den Trainer-Teams des NWJV bzw. BRSNW, am 1. Wochenende Frank Schuhknecht und Wolfgang Janko und am 2. Wochenende Henning Schäfer und Wolfgang Janko.

Der Lehrgang begann mit einer theoretischen Einheit über die Entwicklung des Judo ID und einem speziellen Überblick über Merkmale von Menschen mit geistiger Behinderung. Der Lehrgang endete mit einer theoretischen Einheit über den Aufbau von Trainingseinheiten, den Ablauf von Wettkämpfen und Judo-Prüfungen sowie über die Abgrenzung von Verantwortungsbereichen.

Alle anderen Lehrgangseinheiten wurden ausschließlich praxisorientiert angeboten.

Dabei wurde am 1. Lehrgangswochenende großen Wert auf die Vermittlung judospezifischer Basistechniken unter besonderer Berücksichtigung der Bedürfnisse der Menschen mit Behinderung gelegt. Denn das zeigt die tägliche Judopraxis:  Das individuelle Lernen auf der Judomatte, bei dem Körper und Bewegung von den Teilnehmer*innen experimentierend eingesetzt werden, benötigt eine große Zahl von Trainer-Assistent*innen. Da die Übenden im Judo ID aufgrund ihrer Einschränkungen häufig gezwungen sind, sich eigene Lernwege zu suchen, benötigen sie fast immer einen „eigenen Trainer“.

Formen der Falltechniken, Fußwürfe wie O-Soto-Otoshi und Soto-Gari, Eindrehtechniken wie Uki-Goshi und O-Goshi und die vier Formen der Grundhaltetechniken waren am 1. Wochenende Schwerpunkte der Ausbildung. Hinzu kamen verschiedene Bewegungs- und Mannschaftsspiele, die sich als Erwärmungs- und Ausklangsübungen für das Judo-Training von Menschen mit einer Behinderung als geeignet herausgestellt haben. Die neuen Trainer-Helfer*innen sollten vielfältige Methoden kennen lernen und ausprobieren und somit Kompetenzen in der Trainingsassistenz gewinnen. Abgerundet wurde das Angebot durch Aufgaben hinsichtlich der Aufsichtsführung beim Übungsbetrieb, bei Wettkämpfen und in der Freizeitgestaltung.

Das 2. Wochenende war geprägt durch viele „Praktische Eigenbeiträge“ der neuen Trainerassistenten.  Kleine Übungen zur Einleitung bzw. zum Ausklang einer Judoeinheit, aber auch judospezifische Inhalte als Thema einer Übungsstunde mussten eigenständig vorgestellt und mit den anderen Lehrgangsteilnehmern geübt werden.

So lernten die Sportler*innen vor einer Gruppe zu stehen, andere zu motivieren und gemeinsam mit ihnen aktiv zu werden. Kommunikative, organisatorische und soziale Kompetenzen konnten so erworben werden.

Den Abschluss der praktischen Ausbildung bildeten kleine Gruppen-Prüfungen zum Aufbau von Judoeinheiten mit Erwärmung, Hauptteil und Ausklang sowie zur Durchführung eines Judo-Trainings.

Alle neuen Trainer-Assistent*innen lösten die verschiedenen Aufgaben mit Bravour.

Die Vereine werden sich sicher freuen, nun auf qualifizierte, kompetente und hoch motivierte vom NWJV zertifizierte Trainer-Assistent*innen zurückgreifen zu können. Auch schon vorhandene Assistenz-Zertifikate des BRSNW konnten mit dieser Ausbildung für vier Jahre verlängert werden.