Dank BRSNW-Talentscout zur Para Leichtathletik gefunden

Einen Verein für ein Dortmunder Kind mit einer Behinderung zu finden, das Leichtathletik machen möchte? „Herausforderung akzeptiert“, sagte sich Lina Neumair, Talentscout im Behindertensport in Nordrhein-Westfalen – und half dem 10-jährigen Simon Theis, eine geeignete Gruppe beim TV Wattenscheid 01 zu finden.

© Mika Volkmann (TSV Bayer Leverkusen)

Mit seinen neongelben Spikes und seinem blauen Trikot sprintet Simon auf der Tartanbahn. Sein Blick ist ehrgeizig und verbissen, man könnte meinen er hätte dies schon öfters gemacht. Doch das Integrative Sportfest in Leverkusen ist der erste Leichtathletik-Wettkampf des 10-Jährigen, der eine Dysmelie und dadurch verkürzte Arme hat.

Mit Hilfe von Talentscout Lina Neumair hat Theis wenige Wochen zuvor den Weg zum TV Wattenscheid 01 gefunden und trainiert dort nun in der Parasport-Gruppe von Simone Lüth. Auch die sehbehinderte Paralympics-Medaillengewinnerin Katrin Müller-Rottgardt gehört zu ihren Athleten.

„Der Vater läuft in Dortmund in einer Laufgruppe, unter der Leitung von einer Freundin von mir. Er hat ihr erzählt, dass er für seinen Sohn einen Verein sucht, denn in Dortmund gibt es kein leistungsorientiertes Leichtathletik-Angebot für Kinder mit einer Behinderung“, sagt Neumair, die seit dem 1. April als Talentscout beim Behinderten- und Rehabilitationssportverband Nordrhein-Westfalen (BRSNW) angestellt ist. Damit übernimmt der BRSNW eine Vorreiterrolle im Behindertensport und schickt als erster Landesverband einen Scout auf die landesweite Talentsuche von Kindern und Jugendlichen sowie Quereinsteigern gleichermaßen.

Bislang hat sie schon Schnuppertage im Sitzvolleyball und Tischtennis ausgerichtet, Rudern folgt am 3. August, Schwimmen ist in Planung. „In der Leichtathletik sind wir gut aufgestellt. Ich habe ihm dann auch Schwimmen vorgeschlagen, aber er wollte unbedingt laufen – nichts anderes“, erzählt Talentscout Lina Neumair.

So kam es, dass Theis in Leverkusen beim Integrativen Sportfest neben den 75 Metern auch über 800 Meter startete – nur eine Woche später ging er in Dortmund im Stadion Rote Erde beim Läufer- und Springerabend über die 50 Meter an den Start. An diesem Abend verbesserte er seine 800-Meter Zeit direkt um zwei Sekunden auf 3:26,32 Minuten.

„Nach dem Probetraining ist er direkt in der Gruppe geblieben. Es war schön zu sehen, wie viel Spaß er beim Laufen hat und ich wünsche ihm viel Erfolg für seine sportliche Zukunft“, sagt Neumair, die Theis als erstes Talent an einen Verein vermitteln konnte – ganz so, wie sie es sich auch in ihrer Bachelorarbeit zum Thema „Inklusion von Menschen mit Behinderung in den Sport am Beispiel der Leichtathletik“ auch schon theoretisch vorgezeichnet hatte.

Nun arbeitet sie daran, noch mehr Kindern und jungen Erwachsenen den Eingang in die Welt des Parasports zu zeigen, auch wenn das oft Hürden birgt: „Es ist komplexer und schwieriger, als ich dachte. Wichtig ist, immer den Kontakt aufrechtzuerhalten und am Ball zu bleiben, bis der Einstieg wirklich geschafft ist.“

Text: Nico Feisst, in Überarbeitung vom BRSNW