Der Traum vom Rudern in Tokio

Marc Lembeck und Dominik Siemenroth wollen gemeinsam zu den Paralympischen Spielen 2020 nach Tokio. Sie sind Ruderer aus Leidenschaft und privat beste Freunde.

© Christian Müller

Dominik Siemenroth hat schon Einiges erlebt. Der 26-jährige gebürtige Bergkamener war leidenschaftlicher Fußballer, spielte sogar in der Westfalenliga für den SV Lippstadt, bis zu seiner Unterschenkelamputation. Für Siemenroth kein Grund, dem Sport den Rücken zu kehren. Ganz im Gegenteil: Er machte Leichtathletik zu seinem Hobby und spielte später Sitzvolleyball. Und wieso jetzt Rudern? „Die Sportart hat mich schon immer fasziniert“, sagt Siemenroth. Außerdem habe er eine Sportart gesucht, um „gemeinsam mit seinem Kumpel Marc Sport machen.“

Sein Kumpel, der 30-jährige Marc Lembeck, ist zweite Ruderer in den Reihen des RTHC Bayer Leverkusen. Lembeck stand lange Zeit auf dem Fußballplatz, bis er schließlich die Leichtathletik für sich entdeckte. „Ich habe nach einer Alternative zum Fußball gesucht — da habe ich die Leichtathletik gefunden", erzählt der gebürtige Solinger, der von Geburt an unter einer Sehbehinderung leidet.

Lembeck und Siemenroth kennen sich schon lange und auch für Lembeck war der Wunsch nach einer gemeinsamen Sportart immer vorhanden. „Der Weg auf das Wasser war nicht weit, somit sind wir zusammen ins Boot gestiegen“, sagt Lembeck.

Startschuss 2017 beim RTHC Bayer Leverkusen

Beide Sportler setzten sich erstmals 2017 gemeinsam ins Boot. Sie starteten mit Fitness- und Krafteinheiten zu Hause, bevor es schließlich auf das Wasser ging. Während sich der Siemenroth vor allem auf die Beinarbeit konzentriert, geht es für den Lembeck allein um die Ruderbewegung als solche. „Koordination, Vertrauen und natürlich viel Kraft – Das sind die Grundlagen, um erfolgreich zu Rudern. Ob mit oder ohne Behinderung.“

Möglich gemacht hat das der RTHC Bayer Leverkusen. Als einer der größten Vereine Leverkusens ist der RTHC seit Jahren einer der Vorreiter im Rudersport auch über die Grenzen NRWs hinaus. Mit der Unterstützung von Jörg Frischmann, Geschäftsführer Parasport TSV Bayer Leverkusen, konnten die ersten Schritte im Para Rudern gemacht werden. „Mittlerweile trainieren wir fünfmal pro Woche am Fühlinger See in Köln, was natürlich neben beruflichen Verpflichtungen nicht immer ganz so einfach ist“, gibt Lembeck zu.

Rudersport für Menschen mit Behinderung soll bekannter werden

Zurzeit sind beide noch alleine im Boot unterwegs. Die Suche nach Verstärkung läuft aber auf Hochtouren. „Jede Person mit körperlicher Einschränkung, die Spaß am Rudersport hat, kann sich gerne melden“, sagt Marc Lembeck.

Am liebsten hätten beide einen eigenen Mixed-Vierer in Leverkusen, mit Amalia Sedlmayer haben sie dafür auch eine Sportlerin gefunden, sie ist bei der WM in der Bootsklasse PR2Mix2xdabei und ist im Vierer Ersatzfrau. „Eigentlich fehlen uns daher weiterhin zwei Damen, die rudern möchten und eine körperliche Behinderung oder eine Sehbehinderung haben“, sagt Lembeck: „Das wäre perfekt.“ Für die Paralympics 2020 sieht er die Chancen bei 50 zu 50, auch wenn es ein „Wunschgedanke“ sei, dass es klappt: „Wir müssen echt noch einiges tun, wir machen das ja erst seit etwas mehr als einem Jahr.“

Neben der Suche nach Verstärkung haben die beiden aber auch kurzfristige, sportliche Ziele. So gilt es die zeitlichen Vorgaben des Bundestrainers zu schaffen, um die Qualifikation zur Weltmeisterschaft Ende August in Linz realisieren zu können. Dort würden sie noch als Duo im Zweierboot antreten. Bald aber hoffentlich zu viert.  

Schnuppertag Rudern am 3. August in Köln

Wer Lust auf Rudern bekommen hat und sich selbst mal in ein Boot setzen möchte: Am 3. August ab 10 Uhr bieten der Deutsche Ruderverband (DRV), der RTHC Leverkusen und der Behinderten- und Rehabilitationssportverband Nordrhein-Westfalen gemeinsam einen Schnuppertag an.

Du darfst im Ruderboot Platz nehmen und deine ersten Ruderschläge tätigen. Tausche Dich mit Trainer und Athleten aus, die Dir den kompletten Tag über zur Verfügung stehen. Die wichtigsten Faktoren für die Sportart Rudern erlebst du an diesem Tag.

Als Highlight und perfekten Abschluss des Tages werden unsere eingeladenen Athleten wie Dominik Siemenroth und Marc Lembeck in die Boote steigen. Dadurch bekommt Ihr einen Eindruck, was Rudern im Leistungssport bedeutet.

Wir haben Euer Interesse geweckt? Dann komm vorbei, egal ob alt oder jung – jeder ist herzlich willkommen.

Für weitere Informationen und die Anmeldung steht Euch der BRSNW-Talentscout Lina Neumair zur Verfügung.

Lina Neumair, neumair@brsnw.de, Tel: 0203-7174-170, Mobil: 0160-97264102

 

Text: Müller/Feisst